31 Juli 2022

E.T. - ich war/bin Elliott!

  🕖Originalpost von Sonntag, dem 09.09.2012 auf Soda.s World (Blog stillgelegt)


  Angeregt von den wunderbaren Beiträgen von Balubaer "Perry" (Blog gelöscht), der im Teenager-Alter einen ökonomisch-ökologischen Helden erdachte und Eddi "E.T." Brent (Blog nicht zugänglich), der seine Alien-Fußstapfen-Technik auf's höchste optimierte, schließe auch ich mich nun der Sci-Fi-Outings an:
Ich war (und bin immer noch) Elliott!

Was genau soll sich geneigte*r Leser*in darunter vorstellen?

 Meine Kindheit war nicht so witzig. Sie war nicht schrecklich, nicht schlimm, nicht grausig... aber eben oft auch nicht sooo schön. Nicht der Alltag jedenfalls. Ich war immer der Außenseiter. In der 1. und 2. Klasse ging es noch, ich war stark und verteidigte die Schwächeren. Klingt ein wenig mehr nach Robine Hood, aber ich hab ja niemandem was weggenommen. Beliebt war ich nicht wirklich, aber unbeliebt auch nicht. Ich gehörte einfach nirgends dazu, und wenn, dann nur so am Rande oder gerade so in der Mitte. In der 2,5. Klasse war meine beste Freundin das stärkste Mädsche der Schule. Zu der Zeit habe ich im Unterricht schon den Mund kaum noch aufbekommen. Nicht aus Angst vor den anderen Kindern, nein, ich war mittlerweile einfach nur zu schüchtern. Und wenn ich mit A.W. (der besten Freundin = Herkuline der Grundschule) zusammen war, hab ich mich auch oft nicht getraut, meine Meinung zu sagen. Geduckmäusert hab' ich nicht wirklich, ich war einfach sehr introvertiert.

Doch als ich E.T. sah - eher als ich Elliott sah!- da war es, als hätte ich aus einem Lebensquell geschlürft. Da war jemand, wenn auch nur im Film, der so war wie ich! Still und doch neugierig, ein wenig verwirrt von der Situation mit den Eltern ("Was macht Dad mit Sally in Mexico?"... und Elliott wusste nich' mal was davon!), übergangen, unterschätzt, als Freak deklariert... So schüchtern er war - einerseits - so mutig stellte er sich den Herausforderungen. Ja, da war er, mein Zwillingsbruder! Da war er endlich, nachdem ich mir sooo viele Jahre schon einen Bruder gewünscht hatte! Nun endlich hatte ich ihn gefunden! 💗

Traurig war ich nur, das ich ihn niemals würde treffen können. Und das er in Wirklichkeit bestimmt ganz anders ist als im Film. Das war wohl ausschlaggebend, warum ich zum einen Teil überglücklich war, das es doch jemanden wie mich gibt, zum anderen Teil aber zu Tode betrübt, weil dieser jemand nicht echt war, und auch nicht in echt bei mir.
 Erst als ich dann in einem Zeitungsartikel laß, das Steven Spielberg einen großen Teil seiner Selbst, so wie er als Junge war, in die Rolle des Elliott, in diesen Film gelegt hatte, wurde mir klar, das ich so allein nun doch nicht war. Denn wenn ein Erwachsener schon diese Sehnsucht in sich spürt, das es mehr gibt, als man sehen kann, wenn ein "Großer" sagt, das er sich mehr als alles auf der Welt gewünscht hätte, einen kleinen Blick in den weiten Kosmos mit all seinen Geheimnissen werfen zu dürfen... ja, dann konnte ich sicher sein, das es noch andere wie mich gab!

Das machte mich froh, und von da an war es mir gleich, was die anderen sagten. Auch setzte ich mich ab da wieder mehr zur Wehr und machte den Mund wieder auf, wenn Herkuline/A.W. meinte, wir müssten mal wieder etwas machen, das nur ihr Spaß machte.

 Das ich noch immer (und immer wieder) bei der Szene weine, als E.T. todkrank am Bach liegt, ganz weiß und bleich, kaum noch sprechen kann, weil er so schwach ist... das wird sich wohl auch niemals ändern. Beim Ende des Filmes jedoch weine ich aus Freude, und der Film gibt mir jedesmal wieder auf's Neue Kraft und Mut, an das Gute zu glauben, an das Unglaubliche, an wahre Freundschaft, die keine Entfernungen kennt, keine Rasse, keine Unterschiede... Denn ich habe mich so sehr für den kleinen runzligen Kerle gefreut, der endlos glücklich war, endlich wieder nach Hause zurückkehren zu können!

 Ja, ich habe mitgelitten und leide noch immer mit bei all diesen Szenen. Denn auch E.T., dieses kleine, herzensgute Geschöpf, war mir immer nah. Verloren, zurückgelassen, verängstigt... und doch fand er aufgrund seiner gütigen und liebevollen Wesensart wahre Freunde, die alles für ihn getan haben. Dieses schreckliche Heimweh, das er empfunden haben muss, konnte ich so gut verstehen, wie wohl kaum jemand anderes den ich damals kannte. Herausgerissen auf brutale Weise aus seinem gewohnten, friedlichen Leben, fern von seiner Familie und seinen Freunden... in einer fremden Welt. So fühlte ich mich jedesmal bei all den unzähligen Umzügen, die ich als Kind habe mitmachen müssen (über 60 in 16 Jahren). Der Grund, warum ich so still wurde - und wohl ebenso der Grund, warum dieser Film bis heute für mich unerreicht schön, tiefgründig und doch auch erbaulich ist. Denn: alles wird gut! 🥰

 Und so sage ich es mit Stolz: ja, ich habe noch in einer "Ecke" einen kleinen E.T., eine Reliquie aus vergangenen (Kinder-)Tagen, und ebenso ein Mahnmal, wenn ich mal verzweifelt oder die Hoffnung aufzugeben in Versuchung bin.




Kleine Abschlussinfo: Henry Thomas, der den "kleinen Elliott" spielte, gehört auch heute noch zu meinen Lieblingsschauspielern. (Wer hätte das gedacht? 😉) Auch wenn ich ihn wirklich niedlich und schnuggelig finde, wird er für mich immer der "kleine Elliott" bleiben... und mir ist es ganz gleich, das er weniger bekannt ist in unseren Landen, und auch das er nichts, aber auch gar nichts ahnt von all den Gefühlen, die ich als Kind und Teenie für ihn entwickelt hatte. Insgeheim - naja, jetzt ja wohl nicht mehr ganz so geheim - wird er immer mein Bruder bleiben! 💖

Und so kann ich abschließend, nach all den Jahren (also seit 1982!), immer noch sagen:

Ich war, bin und werde es immer bleiben: Elliott! 
Oder eben das weibliche Pendant zu ihm. 


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